Bimbach im Juni 2012

Historischer Verein und Volkshochschule Gerolzhofen boten mit ihrer Juniveranstaltung eine Halbtagsexkursion nach Bimbach an. Den Schlossbereich „Rund ums Schloss“ stellte der Besitzer Dr. Gottfried Schäfer mit Tochter und Schwiegersohn den überaus zahlreichen Teilnehmern vor. Durch Dorf und Kirche führte Pfarrer Wilfried Jugl. Die Viereckschanze in der Waldabteilung „Geheg“ versuchte Rolf Landeck mit Unterstützung Jugls den Gästen aufzuschließen.

Die ersten schriftlichen Zeugnisse von der Burg Bimbach stammen aus dem 14. Jahrhundert als Lehen des Hochstifts Würzburg im Besitz der Lamprecht bzw. Lemplein. 1404 erwerben die Fuchs ein Viertel der Burg durch Kauf und die Hälfte als Pfandschaft. 1411 erscheint Jörg Fuchs als Inhaber des gesamten Lehens Bimbach. Das Geschlecht nennt sich jetzt Fuchs von Bimbach. Die derzeitige Füchsin von Bimbach hat vor etwa 45 Jahren ihr Bimbacher Areal verkauft. Im Bauernkrieg abgebrannt ist von der spätgotischen Burg der Ersterwähnung nur noch das Torhaus mit dem Wappenschild der Fuchs erhalten. Die nach dem Bauernkrieg neu aufgeführten oder erweiterten Wohnbauten, ein Giebelbau mit gewölbten Zimmern, überdauerten nur 120 Jahre. An der Stelle dieses Gebäudes errichteten die Fuchs zwischen 1700 und 1703 das derzeitige Schloss, eine spätbarocke Zweiflügelanlage in L-Form. Zum Schlossbau durften sie Steine der Ruine Stollburg verwenden. Die Fassade des Haupttraktes besitzt im Osten sieben Fensterachsen, von denen drei auf den durch einen Giebel betonten Mittelrisalit entfallen. An der Hofseite des Hauptgebäudes über einer Freitreppe mit steinernem Geländer das Eingangsportal mit reich profiliertem Gewände und Giebelaufsätzen; am Sturz die Jahreszahl 1703. Seit der Erbauung nutzte man den Keller als Weinkeller. Durch das Portal betritt man eine Art zentrale Diele, um die sich die einfachen Gemächer gruppieren und durch Türen miteinander verbunden sind (also drei Türen je Zimmer). Ein Zimmer enthält gemalte Tapeten in Gobelinimitation, ländliche Szenen darstellend. Eine einläufige Treppe mit schwerer Balusterbrüstung vermittelt der Zugang zu den Obergeschossen. Hier die Schlosskapelle mit Rokokoaltar; Altarbild „Maria mit Kind“ in reichem Muschelwerkschmuck. Ein großer Teil der Fenster sind noch die mit Blei verglasten der Bauzeit. Der rechtwinklig am Hauptgebäude anschließende längere Flügel dient heute ausschließlich als Wirtschaftsgebäude.

Das Dorf wird 1237 erstmals urkundlich als „Bynebach“ erwähnt. Peter Schneider deutet das Bestimmungswort „byne“ als Bune = Flechtwerkschutz: Bach mit Flechtwerkschutz. Robert Schuh bezeichnet das Bestimmungswort „byne“ als mittelhochdeutsch bin = Biene: Bienbach wird zu Bimbach. Sehr viele Häuser sind noch erhalten aus dem heimischen Sandstein erbaut, aus den Brünnauer Brüchen, so z. B. der Pfarrhof und die ehemalige Brauereigaststätte. Aus Letzterer ist ein Düll nach Krautheim weggezogen und hat dort 1654 die Brauerei Düll gegründet. Die Kirche ist zwischen 1566 und 1570 als evangelische Kirche erbaut worden. Langhaus mit drei Fensterachsen; Chor eingezogen mit einem Joch und Schluss in drei Achteckseiten. Dreigeschossiger Turm nördlich vom Chor; im Untergeschoss Sakristei mit Kreuzgewölbe; doppelte Kuppel mit Laterne. Die Jahreszahl 1708 über dem Portal weist auf einen größeren Umbau der Kirche hin. Um Platz für den Einbau der Empore zu gewinnen, hat man das Kirchenschiff innen „ausgegraben“. Man kann dies am ansteigenden Fußboden erkennen, der an die neue Situation angepasst und zum Chor mit sieben Stufen versehen werden musste. Unter dem Chor eine Gruft mit einem Steinsarg. Der Altar mit gewundenen, Wein umrankten Säulen mit seitlichen Giebelaufsätzen; in der Predella Gemälde des Letzten Abendmahls, als Altarbild Jesus als Guter Hirte und im Auszug mit Akanthusranken das Gemälde des Auferstandenen.

In der Waldabteilung „Geheg“ befindet sich die gut erhaltene Viereckschanze der jüngeren Latènezeit, 150 vor bis 60 nach Chr. Im Westen ist die Anlage bis auf ein kurzes Stück zerstört, sonst überall gut erhalten. Ein 5 m breiter, außen 1,5 m hoher Wall, dem ein 5 m breiter Graben vorgelagert ist, umschließt ein annäherndes Rechteck von 120 m x 95 m bzw. 90 m Seitenlänge. In der Mitte der Ostseite ist der Wall von einem 4 m breiten Tor unterbrochen, der Graben ist durchgezogen. 20 m östlich der Ostseite läuft parallel zu dieser ein zweiter Wall, dessen Breite 4 m und dessen Höhe bis 1 m beträgt. Ihm ist ein 3 m breiter, 0,5 m tiefer Graben vorgelagert. Dieser Wall zieht 30 m weiter nach Norden als der Wall der Schanze und biegt dann nach Westen um. Nach 20 m ist er nur noch als Geländestufe nachweisbar. Auf der Höhe des Schanzentores befindet sich auch im Vorwall ein gleich breites Tor. Auch bei diesem Tor ist der Graben durchgezogen. Die eben beschriebene spätkeltische Viereckschanze gibt den Archäologen wie den Heimatforschern bis heute große Rätsel auf. Als Mittelpunktfunktion der zur Schanze gehörigen und in unmittelbarer Nähe liegenden Siedlung der Flurlage Distelberg: war sie ein spätkeltisches Heiligtum, war sie ein befestigter Gutshof, war sie der zugehörige Kultbezirk, war sie eine Verschanzung der Distelbergsiedlung gegen mögliche Römereinfälle, war sie ein Gehege für besonders geheiligte Tiere (Opfertiere oder Ähnliches), war sie ein Charakteristikum des ländlichen Siedelwesens dieser Zeit. Auch die Viereckschanzen in Kützberg und Schnackenwerth im Landkreis Schweinfurt werfen die gleichen Fragen auf. Und die Wissenschaft weiß noch keine definitive Antwort.

Foto und Text Longin Mößlein.